29.11.2023
Vor dem Aargauer Derby: Rekorde, Gefahren und das liebe Geld
Rückblicke, Augenblicke und Seitenblicke einer Reporter-Legende
Seit dem Aufstieg des FC Aarau im Jahr 1981 begleitet Sportreporter Ruedi Kuhn den Verein auf Schritt und Tritt. Den FC Baden kennt er als Autor des Jubiläumsbuchs 125 Jahre FCB wie seine Vestentasche. In der Kolumne „Kommt Zeit, kommt Kuhn“ analysiert er die Geschehnisse der zwei Aargauer Aushängeschilder, berichtet auch über den Aargauer Amateurfussball und erinnert sich an spektakuläre Episoden und spezielle Treffen mit Persönlichkeiten aus der Fussballszene. In seiner aktuellen Kolumne stellt Kuhn das Aargauer Derby vom Sonntag, 3. Dezember, zwischen dem FC Baden und dem FC Aarau in den Fokus. In der rechten Spalte finden Sie alle bisher erschienenen Kolumnen.
Der Zuschauerrekord im Stadion Esp in Dättwil? Am 19. September 2009 empfängt der FC Baden im Schweizer Cup die Berner Young Boys. 5300 Zuschauer machen das schmucke Kleinstadion in Dättwil zum Hexenkessel. Irfand Tastemel schiesst die Badener nach sieben Minuten in Führung. Marc Schneider, Giles Yapi und Alberto Regazzoni führen die Berner zum 3:1-Sieg. Und was passiert etwas mehr als 14 Jahre später im Esp? 5300 Zuschauer werden es am Sonntag, 3. Dezember, im Duell der Kantonsrivalen zwischen Baden und dem FC Aarau nicht sein. Die im Laufe der Jahre immer strengeren Massnahmen bezüglich Sicherheit begrenzen die Kapazität im Esp auf rund 5100 Zuschauer. Stellt sich die Frage, ob die 5000er-Grenze geknackt wird oder nicht. Der Zeitpunkt am ersten Sonntag im Dezember um 14.15 Uhr ist ideal für ein Spiel mit brisanten Vorzeichen. Mit einem Sieg kann der FC Baden punktemässig zu Aarau aufschliessen. 5000 Zuschauer im Esp, das wäre phänomenal!
Heinz Gassmann rechnet im Derby mit zwischen 4000 und 4500 Zuschauern. Wenn das Wetter mitspielt. «Wir erwarten mindestens 1600 Fans des FC Aarau», sagt der Präsident des FC Baden. Gassmann freut sich auf das Duell zwischen dem Kleinen und dem Grossen, spricht aber auch von einer grossen Herausforderung bezüglich Lösung der verkehrstechnischen Probleme, der Verpflegung und natürlich der Sicherheit. Die Rivalität zwischen den Anhängern des FC Baden und den Fans des FC Aarau ist gross. Bleibt vor, während und nach dem Spiele alles ruhig? Man kann nur hoffen, dass die Vernunft beider Fanlager obsiegt, dass die Vielzahl an Sicherheitskräften alles im Griff hat und dass es zu einem Fussballfest ohne Zwischenfälle und Ausschreitungen kommen wird.
Der Fokus ist Anfang Dezember gleich zweimal auf den FC Baden gerichtet: Da ist einerseits die sportliche Seite mit dem Derby gegen Aarau. Anderseits wird der Einwohnerrat der Stadt Baden am Dienstag, 5. Dezember, über den Beitrag des Vereins an die neue Stadionbeleuchtung in Kostenhöhe von über 800000 Franken abstimmen. Das Crowdfunding des FC Baden ist abgeschlossen. Mit 75000 Franken ist es unter dem Budget. Versprochen wurden 100000 Franken. Was entscheidet der Einwohnerrat zwei Tage nach dem Derby? Bleibt zu hoffen, dass das Geschehen rund um das Spiel gegen den Kantonsrivalen Aarau positive Auswirkungen auf den Entscheid haben wird.
Womit wir beim Thema Geld wären. Für den FC Baden ist der Doppelaufstieg 2022 und 2023 ein sportlicher Exploit. Aber Erfolg ist teuer, Erfolg kostet Geld. In finanzieller Hinsicht stösst der Verein je länger, je mehr an Grenzen. Es ist ein Kraftakt. Das Gesamtbudget des Vereins, welches sich 2018 für alle 30 Mannschaften auf rund eine Million Franken beziffert hat, steigt und steigt. Sollte der FC Baden den Ligaerhalt schaffen, dürfte der Gesamtetat für den Verein in der Challenge League für die Saison 2024/25 an die zweieinhalb Millionen Franken betragen. Ein Blick auf die Entwicklung der Supporter-Abteilung spricht Bände: Im Vergleich zur 1. Liga ist der finanzielle Zustupf in der Challenge League um 160000 Franken höher. Glücklicherweise kann der Verein nicht nur auf treue, sondern auch auf neue Sponsoren zählen. Der FC Baden hat nicht nur sportlich, sondern auch finanziell einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Mit den rund 1,5 Millionen ist das Budget für die erste Mannschaft im Vergleich zum FC Aarau allerdings immer noch rund viermal kleiner. Bleibt die Frage: Schiesst das Geld im Aargauer Derby Tore? Oder schafft der FC Baden gegen Aarau eine Überraschung? So wie beim letzten Aufeinandertreffen im Esp am 10. November 2002, als die Badener im Cup gegen die Aarauer dank Toren von Blunschi und Paulo Menezes 2:0 siegten.